Roboter erledigen Routine-Tätigkeiten oder helfen in der Pflege. Kühlschränke erinnern uns, welche Lebensmittel zur Neige gehen. Die Digitalisierung verändert nicht nur die Art und Weise, wie wir zusammenleben grundlegend, sondern auch unsere Arbeitswelt. Dafür gibt es unzählige Beispiele an der Schnittstelle von Nutzwert und Automatisierung. Doch welche Standards braucht Digitalisierung, um nachhaltig und diskriminierungsfrei zu gelingen?

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Fünf Thesen zu Corporate Digital Responsibility

Schon heute können Ärztinnen mithilfe sogenannter Wearables medizinische Daten aufzeichnen – und so ihre Patienten aus der Ferne betreuen. Banken setzten automatisierte Prozesse ein, um zu entscheiden, wie Kredite vergeben werden. Und auch, wenn das selbstfahrende Auto aktuell noch nicht reif für die Markteinführung ist, helfen Assistenzsysteme schon jetzt beim Einparken. Künstliche Intelligenz unterstützt HR-Abteilungen bei der Auswahl von Bewerberinnen. Doch sind diese maschinell erstellten Ergebnisse frei von Diskriminierung? Das ist eine wichtige Frage für den Einsatz digitaler Anwendungen.

Corporate Digital Responsibility: Chancen nutzen, Risiken vermeiden.

Dass die digitale Transformation viele Chancen bietet, aber auch Herausforderungen mit sich bringt, musste der Onlinehändler Amazon bereits 2014 feststellen: Automatisierte Auswahlprozesse im Unternehmen benachteiligten Bewerberinnen für Jobs in der Softwareentwicklung. Und das, obwohl die Bewerbungen gar keine Informationen über das Geschlecht enthielten. Der Grund dafür war, dass das Programm gelernt hatte, Muster in Lebensläufen zu erkennen. Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit mehr Bewerbungen von Männern erhalten. Deswegen wurden männliche Kandidaten automatisch bevorzugt.

Technologie ist nicht neutral – es kommt darauf an, wie wir sie einsetzen.

An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, dass Technologie nicht neutral ist. Je nachdem, wie sie eingesetzt wird, kann sie sich positiv oder negativ auf den Menschen auswirken. Unternehmen, die KI-basierte Systeme bei der Personalauswahl nutzen, müssen sicherstellen, dass niemand diskriminiert wird – zum Beispiel aufgrund des Geschlechts, der ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit. Corporate Digital Responsibility hilft, einen verlässlichen, nachvollziehbaren und transparenten Umgang mit solchen Fragestellungen zu finden.

Denn die Folgen digitaler Technologien sind oft sehr ambivalent: Sie können Gutes wie Schlechtes gleichermaßen bewirken. Welche Konsequenzen genau entstehen, lässt sich oft nicht verlässlich abschätzen. Zudem lässt sich eine Technologie, die bereits eingeführt ist, im Nachhinein kaum korrigieren.

Auf Basis meiner Beratungspraxis habe ich fünf Thesen aufgestellt, die die Wirkweise und den Impact von Corporate Digital Responsibility für Unternehmen und Organisationen beschreiben.

#1 CDR ist ein Werkzeug für nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Wirtschaften.

In der analogen Welt übernehmen Unternehmen schon länger Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft und engagieren sich nachhaltig. Man spricht von Corporate Social Responsibility, kurz: CSR. Dieses Engagement für Umwelt und Gesellschaft setzen mittlerweile auch viele Firmen bei der Digitalisierung um. In diesem Zusammenhang spricht man dann von Corporate Digital Responsibility, kurz: CDR. Es handelt sich dabei um ein noch neues Konzept. Corporate Digital Responsibility ist sozusagen Corporate Social Responsibility für den digitalen Bereich.

Da Digitalisierung das zentrale Zukunftsthema unserer Zeit ist, tun Unternehmen gut daran, sich schon jetzt zu überlegen, wie sie den digitalen Wandeln im Sinne einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Unternehmensführung vollziehen.

#2 CDR ist ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg.

Aber warum sollten sich Unternehmen frühzeitig und kritisch mit den Folgen des digitalen Wandels auseinandersetzen? Ganz einfach: Corporate Digital Responsibility sichert ihren zukünftigen Unternehmenserfolg. Denn Firmen, die das Thema CDR vernachlässigen, müssen mit negativen Folgen rechnen: Sie können Kunden verlieren, Banken können ihnen das Vertrauen entziehen oder Mitarbeitende die Firma verlassen. Auch wird es schwierig für sie, geeigneten Fachkräfte zu rekrutieren. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass Firmen nicht mehr am Markt bestehen können.

Doch wie lässt sich digitaler Wandel verantwortlich umsetzen? Wie können digitale Produkte und Dienstleistungen möglichst vielen Menschen Nutzen stiften? Und wie vermeidet man negative Auswirkungen neuer Technologien?

Wichtig ist, dass Unternehmen ein grundlegendes Verständnis dafür entwickeln, wie sie Digitalisierung im Einklang mit dem Kerngeschäft ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich verantwortlich umsetzen. Corporate Digital Responsibility hilft dabei, digitale Innovationen werteorientiert zu entwickeln. Der CDR-Ansatz zeichnet sich durch folgende Aspekte aus:

  • CDR ist ein fester Bestandteil aller Unternehmensprozesse, Produkte und Dienstleistungen.
  • CDR beinhaltet alle Maßnahmen und Instrumente, die Unternehmen dabei unterstützen, ihren Nutzen zu vergrößern – für Umwelt, Kunden, Mitarbeitende und für die Gesellschaft.
  • CDR wird transparent nach innen und außen gelebt.
  • CDR hilft Firmen dabei, nachhaltig, zukunftsfähig und erfolgreich zu wirtschaften.

#3 CDR ist eine bewusste Entscheidung für Umwelt und Gesellschaft.

CDR ist keine Zertifizierung, kein Siegel, das sich präsentieren lässt. Aktivitäten im Sinne von Corporate Digital Responsibility sind freiwillig und gehen über das gesetzlich Vorgeschriebene hinaus. Unternehmen zeigen damit, dass sie sich mit Bedacht dafür entschieden haben, die Digitalisierung verantwortlich umzusetzen und dies auch zu überprüfen. CDR ist vielfältig: Mit Daten verantwortlich umzugehen ist ebenso Teil des Ansatzes wie die Interessen von Kundinnen und Kunden zu berücksichtigen oder Mitarbeitende beim digitalen Wandel mit einzubeziehen. Auch neue digitale Geschäftsmodelle zu erschließen, die Umwelt und Gesellschaft nutzen, gehört zu CDR.

#4 CDR stellt grundlegende Unternehmenswerte auf den Prüfstand.

Mit Werten und Standards aus der analogen Welt können wir den Herausforderungen der Digitalisierung häufig nicht oder nur unzureichend begegnen. Denn es entstehen viele neue Herausforderungen, die weitreichende Aspekte von Unternehmensethik und -werten berühren. Corporate Digital Responsibility hilft dabei, Antworten zu finden, auf Fragen wie:

  • Sollte grundsätzlich alles in der digitalen Welt umgesetzt werden, was technologisch möglich ist?
  • Welche Aufgaben sollten zukünftig an Maschinen übertragen werden, wenn Roboter oder automatisierte Prozesse eingesetzt werden? Welche bleiben beim Menschen?
  • Nach welchen Regeln sollen Tätigkeiten digitalisiert und automatisiert werden?
  • Was muss beachtet werden, um verantwortungsvoll mit Daten umzugehen?
  • Welche Kompetenzen brauchen Mitarbeitende, um gut auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet zu sein?

Für viele Unternehmen ist Corporate Digital Responsibility noch Neuland. Das bietet die Chance, bei der Digitalisierung mutig voranzugehen und den digitalen Wandel verantwortungsvoll zu gestalten.

„Neuland“ bedeutet auch: Es gibt noch nicht für alle digitalen Entwicklungen klare Regeln. Digitale Technologien entwickeln sich mit hoher Geschwindigkeit weiter. Auch, wenn noch nicht alle Rahmenbedingungen bekannt oder absehbar sind: Unternehmen müssen in der digitalen Welt vorausschauende Entscheidungen zu kritischen Fragen treffen, wenn sie neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Dabei hilft Corporate Digital Responsibility.

#5 CDR betrifft alle Organisationsformen.

Corporate Digital Responsibility kann in allen Organisationsformen umgesetzt werden. Es ist keinesfalls auf eine bestimmte Unternehmensgröße oder -art beschränkt. Obwohl das „Corporate“ in CDR für die unternehmerische Verantwortung steht, können auch Hochschulen, Verwaltung oder Nichtregierungsorganisationen den Ansatz anwenden.

  • Sie möchten wissen, ob Corporate Digital Responsibility überhaupt relevant für Ihr Unternehmen und Ihre Prozesse ist?
  • Sie möchten Corporate Digital Responsibility in Ihrer Organisation umsetzen. Aber Sie haben keine Ahnung, wie?
  • Sie haben erste CDR-Maßnahmen umgesetzt – und sind nun unsicher, ob diese wirken und wie die nächsten Schritte aussehen können?

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Gerne begleite ich Sie mit meiner umfassenden CDR-Expertise auf dem Weg zu Ihrer schlüssigen Corporate Digital Responsibility-Strategie. Buchen Sie jetzt Ihren Termin für ein individuelles Beratungsgespräch. Ich freue mich auf Sie und Ihr Anliegen.

Übrigens: Eine gute Einführung in das Thema mit vielen spannenden Praxisbeispielen bietet auch mein Audiokurs „Corporate Digital Responsibility: Die digitale Transformation nachhaltig und verantwortlich gestalten“. Sie können den Kurs bei LinkedIn Learning einzeln erwerben – oder im Rahmen Ihrer LinkedIn-Learning-Mitgliedschaft abrufen: